Schon seit 1999 spielt der Liblarer Jonas Vieren für die Wassersportfreunde Liblar 1960 e. V. Kanupolo. 2008 fing der Spitzensportler an für die erste Herrenmannschaft zu spielen und dies erfolgreich in der ersten Bundesliga. Auf internationaler Ebene wiederum verstärkt der Kanupolospieler seit 2007 durchgängig das Nationalteam. Drei Jahre spielte er in der U21, bevor er 2010 in die höhere Spielklasse berufen wurde. Vieren holte in seiner Laufbahn als Mitglied der Nationalmannschaft dreimal den Europameistertitel, zweimal den Vize-Europa- und dreimal den Vize-Weltmeistertitel. Derzeit spielt der 26-Jährige sowohl in der Kanupolo Bundesliga, im Nationalteam als auch das zweite Jahr in Folge für Circolo Nautico Posillipo in der italienischen Serie A.
Als Kapitän des Bundesligateams leitet er zurzeit ein relativ junges Team, das sich aus 17- bis 26-Jährigen zusammensetzt. Dabei ist dem Spitzensportler die Förderung des Nachwuchses besonders wichtig. Für ihn ist klar: Gute Jugendarbeit bedeutet gute Spieler. Ein bisschen Eigennutz ist natürlich auch dabei, denn gute Spieler dienen einer hohen Trainingsqualität. Etwas, das dem gestandenen Nationalspieler viel bedeutet. Den Wettkampf in der Bundesliga mitunter gegen gute Freunde sieht er als unproblematisch an. Gerade, weil die Kanupolo-Gemeinschaft durch Freundschaft geprägt sei und jeder jeden kenne sei das Spiel fairer und weniger belastet. „Auf dem Spielfeld will jede Mannschaft gewinnen, da ist man in erster Linie Konkurrent. Nach dem Spiel kann man dann wieder darüber lachen, was passiert ist“, meint der Kanut.
Seit 2012 ist Vieren Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Die Aufstellung in der Nationalmannschaft sowie das hohe Niveau bei der Weltmeisterschaft empfindet er nichtsdestotrotz im Vergleich zum Spiel mit den Jüngeren und Unerfahreneren als entspannend. „Da sind die besten Spieler von den Top-Teams zusammen, da kommt einfach jeder Pass in die Hand, da muss man sich keine Gedanken über irgendwas machen, da spielt man auf und es klappt einfach, weil alle wissen was passiert, so mehr oder weniger, es werden viel weniger Fehler gemacht und das macht natürlich besonders viel Spaß…Der Druck kommt natürlich, wenn man weit kommt.“
Nebenbei absolviert der Leistungssportler ein Masterstudium des Wirtschaftsingenieurwesens mit Fachrichtung Maschinenbau an der TH Aachen und verschiebt auch mal die ein oder andere Klausur, die bei bis zu zehn Stunden Training in der Woche und Turnieren an fast jedem Wochenende von März bis September nicht mehr zu schaffen sind. Aber sein sportlicher Ehrgeiz und seine entschiedene Prioritätensetzung zahlen sich aus. 2013 gewann der Liblarer bei den World Games im kolumbianischen Cali mit der Deutschen Kanupolo Nationalmannschaft die Goldmedaille und bekam im selben Jahr durch Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt für herausragende sportliche Leistungen verliehen. Ganz gut also, dass der Liblarer „einfach dabei geblieben“ ist, als er damals im zarten Alter von zehn Jahren ein Probetraining absolvierte.
Das zugrunde liegende Interview wurde vor der WM 2016 geführt.
Veröffentlicht am 30./31. Juli 2016 im Kölner Stadt-Anzeiger.