Vier Wassersportfreunde treten mit der deutschen Kanupoloelite bei World Games an
Dieses Jahr finden sie wieder statt: Die World Games. Für Deutschland treten insgesamt 186 Athleten an. In der Ballsportart Kanupolo haben sich sowohl die Damen- als auch die Herren-Nationalmannschaft qualifiziert. Vier der Repräsentanten Deutschlands kommen dabei von den Wassersportfreunden Liblar 1960 e.V. Für Elena Gilles, Caroline Sinsel, Jonas Vieren und Dennis Witt heißt es Ende des Monats: Wettkampf pur.
Es ist ein harter Sport: Kanupolo. Ausgestattet mit Paddel und Boot stehen sich zwei Mannschaften mit je fünf Spielern gegenüber. In ihrem Rücken jeweils ein Tor in zwei Metern Höhe. Action bestimmt das Spiel um den Ball. Und das aufgewühlte Wasser kommt erst zur Halbzeit wieder zur Ruhe.
Elena Gilles sitzt seit ihrem sechsten Lebensjahr im Kanu. Mit neun Jahren wechselte sie dann von Slalom zum Mannschaftssport Kanupolo. Alle Kanupolospieler seien Ideologen, so ihre menschliche Einschätzung. Die meisten Athletinnen und Athleten seien seit Kindertagen dabei und durch den Sport so geworden „wie sie halt sind“. Disziplin, Ehrgeiz, Einsatz und viel Herzblut. Das sei, was der Sport verlange.
Als Randsportart kostet das aktive Spiel, das Training aber auch die stetige Teilnahme an Turnieren die Sportlerinnen und Sportler viel Kraft, Energie und Geld. Dabei bekäme man über den Kanupolokreis hinaus wenig Anerkennung, so Gilles. Kanupolo ist schließlich auch nach Jahrzehnten, in denen der Sport auf internationaler Bühne gespielt wird, recht unbekannt. Da die World Games, die von Donnerstag an bis zum 30. Juli im polnischen Breslau stattfinden, auch nichtolympischen Sportarten eine Plattform bieten, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren, ist Kanupolo seit 2005 mit dabei.
Elena Gilles, die Kapitänin der deutschen Damenmannschaft, und ihre Teamkollegin Caroline Sinsel nahmen sowohl 2009 als auch 2013 jeweils an den World Games teil. Vor vier Jahren im kolumbianischen Cali gab es für beide deutschen Mannschaften dann Gold. Als Anerkennung bekamen die beiden neben dem ebenfalls erfolgreichen Jonas Vieren das Silberne Lorbeerblatt, die höchste staatliche Auszeichnung für sportliche Spitzenleistungen in Deutschland, verliehen. Übergeben wurde die Ehrung in Schloss Bellevue durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Das war ganz unbeschreiblich“, sagt Sinsel. Obwohl sie den Stellenwert der Auszeichnung erst so im Laufe der Zeit begriffen habe.
Das besondere an den World Games sei der Kontakt mit anderen Weltklasse-Sportlern aus ganz unterschiedlichen Bereichen, meint Gilles. Eine Wettkampfstimmung bestimme die Spiele, die jeden ergreife und auch in der ganzen Stadt spürbar sei.
„Man muss jedes Spiel hellwach spielen und gewinnen.“, erklärt Gilles. Denn: „Von Anfang an ist jedes Spiel entscheidend.“, so Jonas Vieren, der seit 2012 Kapitän der deutschen Herrenmannschaft ist. Trotzdem: „Das Spiel auf hohem Niveau ist angenehmer“, meint er. Wegen weniger individueller Fehler könne er sich dabei besser auf die eigene Leistung konzentrieren.
Für die Kanupolo-Damen bedeuten die kommenden World Games die Möglichkeit, sich gegen Neuseeland zu behaupten. An den starken Gegner hatte man zuletzt bei den Weltmeisterschaften im vergangen Jahr den Titel verloren. Nun heißt das Ziel: Neuseeland schlagen. Präziser: „Alle!“
Allerdings nur auf dem Spielfeld. Daneben gehe es meist sehr harmonisch zu, so Gilles. Man helfe sich. Ein Beispiel: Der Transport des Bootes. „Man gibt das Boot an einem Wochenende den Dänen mit, weil man weiß, die sind das nächste Wochenende beim gleichen Turnier wie man selbst und reist mit dem Zug nach“, erzählt sie mit einem Lachen. Kein Problem, denn „es gibt einen großen Zusammenhalt, auch teamübergreifend.“ Kein Wunder also, dass für die erfolgreiche Kanutin ein anderer Sport nie eine Option war. Mit Mitspielerin Caroline Sinsel ist sie seit einem Jahrzehnt beständiges Mitglied der Nationalmannschaft. Auch Jonas Vieren und Dennis Witt spielten erstmals 2007 bei den Europameisterschaften für Deutschland. Witt ist stolz, wieder Teil der Nationalmannschaft zu sein und sein Land vertreten zu können. Für ihn sind es die ersten World Games. „Ich freue mich besonders darauf, dass Kanupolo in einem professionellen Umfeld stattfindet.“ Für die kommenden Spiele sieht er grünes Licht. „Wir haben dieses Jahr noch kein Spiel verloren“, sagt Witt. Allerdings habe man aber auch noch kein Mal gegen die starken Gegner Neuseeland, Chinese Taipei oder gegen Weltmeister Italien gespielt. „Nachher gewinnt die Nation, die über die drei Wettkampftage durchgehend die 120 Prozent abrufen kann. Wir geben natürlich alles, um diese Nation zu sein.“
Der Artikel erschien am Mittwoch, 19. Juli 2017, im Kölner Stadt-Anzeiger.
Neuste Entwicklungen, Infos zur Deutschen Mannschaft sowie die Ergebnisse finden sich unter World Games 2017.