Zwei Europameistertitel und zwei Vize-Titel für Deutschland
Saint-Omer/ Erftstadt. Bei den Europameisterschaften im Kanupolo haben sowohl die Damen als auch die U21-Damen den Europameister-Titel geholt. Die Herren und Herren U21 sicherten sich jeweils den Vize-Titel. Im europaweiten Vergleich traten insgesamt 19 Länder im französischen Saint-Omer gegeneinander an.
Für die Damen starteten die World Games-Siegerinnen Elena Gilles (10) und Caroline Sinsel (1) am Donnerstag verhalten ins Turnier. Bis zur Halbzeit gingen die deutschen Damen souverän 2:0 in Führung. Der Gegner schien harmlos, das Spiel sicher. Aber in der zweiten Halbzeit wendete sich das Blatt. Mit Distanztreffern und Toren von der Seite spielten sich die Schweizerinnen zu ernsthaften Gegnerinnen empor, sodass die Begegnung schließlich mit einem 4:4 ausging. Die deutschen Damen reagierten sofort. Mit einer aggressiveren Verteidigung im Spiel gegen Russland, welche dagegen nicht ankamen besiegten sie die Russinnen 11:o. Auch im Spiel gegen Großbritannien behielten die deutschen Damen ihre Aggressivität bei, was zu einem deutlichen 6:0 führte.
Mit einer souveränen Spielweise gelang den Damen ein 9:2 gegen Spanien und ein 10:1 gegen Schweden, sodass man als Gruppensieger die Vorrunde abschließen konnte. Das nächste Spiel ging gegen die Schweiz. Die Schweizerinnen hatten zuvor gegen Großbritannien verloren und waren daher Gruppendritte geworden. Gegen die starke deutsche Abwehr kamen sie nicht an. Mit einem unmissverständlichen 5:0 ging auch diese Begegnung zu Ende. Das Viertelfinale gegen die Niederlande zeigte ein ähnliches Bild: starke Abwehr, Tore auf der anderen Seite, 4:0 für Deutschland. Fast schon eine Zwischenstation stellte das Halbfinale dar: 8:2 gegen Großbritannien. Ganz anders das Finale. Lange Zeit kein Tor, dann das erste Tor und das auf Seiten der Französinnen. Noch in der ersten Hälfte konnte allerdings der Ausgleich geschaffen werden. Lange Zeit stand es 1:1 gegen die Gastgeberinnen. Trotzdem, so Kapitänin Elena Gilles, „mussten wir nur warten, bis einer rein geht.“ Immer wieder hätten sie Chancen bekommen und die ganze Zeit gute Angriffe gespielt. Ein kleiner Schreckmoment kam dann noch einmal auf, als kurz vor Schluss ein missglückter Pass vor dem deutschen Tor in gegnerische Hände fiel. Tränen und Freude jedoch, als mit dem 2:1 der Titel in deutsche Hände fiel. Wie Gilles sich als Europameisterin fühlt ist klar: „Glücklich.“
In der Spielklasse Damen U21 trat die seit 2015 auf internationaler Bühne spielende Charlotte Dörfler (7) an. Im ersten Spiel ging es gegen Polen, den Gegner aus dem Finale der Weltmeisterschaft 2016. Die erste Begegnung, die erste Niederlage, denn das Spiel ging letztlich mit einem 2:1 für Polen aus. Nach diesem Dämpfer drehte das Team auf und zeigte gegen Frankreich all sein Können, sodass der 7:4-Sieg unumgänglich wurde. Auch das Match gegen die Niederlande wurde zum Kinderspiel (11:1). Dieses Muster zog sich im Folgenden durch die Spiele gegen Italien (9:2), Großbritannien (6:3), Spanien (8:1) und Irland (7:2). Im Halbfinale gegen Frankreich lag man schon bei Halbzeit vorne und konnte dies bis zu einem 6:1 ausbauen. Das Finale ging dann gegen Niederlagen-Gegner Polen. Lange Zeit fielen keine Tore auf beiden Seiten. Kaum war die Hälfte der ersten Halbzeit um fiel dann doch das erste Tor und dies auf deutscher Seite. Von da an fiel Tor auf Tor. Zur Pause stand es schließlich 4:0 für Deutschland. Auch in der zweiten Hälfte kamen die Polinnen nicht durch die standhafte Abwehr der deutschen Damen. Allein ein Ehren-Treffer der Polinnen ging ins Tor, sodass die U21-Damen die Europameisterschaft mit 4:1 gewinnen konnten. Durch konzentriertes Auftreten und eine souveräne und ruhige Spielweise habe die Mannschaft „ihr Ding durchziehen“ können, meint Charlotte Dörfler. Und wegen Torwärtin Emily Bildat, die mit Herz das eigene Tor verteidigt habe, so die 20-Jährige.
Für die Herren gingen im französischen Saint-Omer die World Games-Sieger Jonas Vieren (8) und Dennis Witt (7) ins Rennen. Das Turnier begann für das Team mit deutlichen Siegen über Großbritannien (6:3) und Polen (9:1). Gastgeber Frankreich schaltete sich durch Niederlagen gegen Portugal und die Niederlande schnell selbst aus und schied daher als Gegner aus. Am zweiten Wettkampftag ging es gegen das Team aus Österreich, den Neuling auf internationaler Bühne, den man in einem ungleichen Match 14:1 schlug. Damit gingen die Herren als Gruppenerster in die Zwischenrunde. Gegen den nächsten Gegner Spanien konnte man 4:2 gewinnen, obwohl man bei der WM 2016 gegen diesen noch verloren hatte. Es folgte Portugal, gegen die man ein knappes 2:1 spielte und damit drei Punkte holte. Im letzten Zwischenrundenspiel gegen Dänemark musste das deutsche Team in der ersten Halbzeit die Abwesenheit von Torwart Robert Pest ausgleichen, der wegen eines Splitters im Auge im Krankenhaus behandelt wurde. Das nutzen die Dänen gnadenlos aus und gingen schnell mit 2:0 in Führung. Das deutsche Team konterte, jedoch gelang es den Dänen im folgenden immer wieder Treffer zu landen.Schließlich konnte man die Dänen jedoch in die Defensive drängen, sodass sie in der letzten Minute mit gelber Karte in Unterzahl dastanden. Trotzdem: Das Spiel endete bei Abpfiff mit einem 5:5, was dennoch für den deutschen Gruppensieg reichte.
Im Halbfinale gegen die Schweiz machte Kapitän Jonas Vieren dann schnell das erste Tor, das in der siebten Minute von Lennart Unterfeld zum 2:0 ausgedehnt wurde. Auch dank einer starken Defensive baute das Team das Ergebnis zwei Minuten vor Ende zu einem 3:0 aus, sodass es geradewegs ins Finale ging. Heiß her ging es im Endspiel der Herren gegen Spanien, denn schon in der ersten Minute erspielte Johan Driessen den ersten Treffer. In der dritten Minute folgte der Ausgleichstreffer der Spanier, der dann in der vierten Minute zu einem 2:1 für Spanien ausgebaut werden konnte. Zur Halbzeit hieß es damit 2:1 für Spanien. Unter den anfeuernden Rufen zahlreicher Fans ging es dann in die zweite Halbzeit. 3:1 für Spanien. Als Jonas Vieren am Anfang der zweiten Halbzeit ein Tor für Deutschland rausholen konnte, gab es ein kurzes Aufatmen. Mit dem Treffer Spaniens in der 19. Minute zum 4:2 stand das Ergebnis jedoch fest. Sieger der Europameisterschaft 2017 ist Spanien. Deutschland erringt den Vize-Titel.
Für die U21-Herren und Svante May (9) begann das Turnier mit souveränen Siegen gegen Dänemark (4:0) und den starken Gegner Niederlande (4:2). Und direkt konnte der in diesem Jahr erstmals auf internationaler Ebene spielende Svante May punkten, indem er direkt im ersten Spiel ein Tor erzielte. Was folgte waren Begegnungen mit Italien, die man in einem engen Spiel 3:2 schlug, und Portugal, die man mit 6:0 quasi überrannte. Auch die Schweiz ließ man mit einem 4:1 hinter sich, bevor man sich im letzten Gruppenspiel stark gegen Irland zeigte, die man mit 5:1 besiegte.
Ungeschlagen ging es ins Viertelfinale gegen Polen. In einem engen und spannenden Spiel lagen die Deutschen in der ersten Halbzeit schnell 0:2 hinten, was jedoch wieder herausgeholt werden konnte. Zur Halbzeit stand es dann wiederum 3:2 für Polen, was aber im letzten Drittel der zweiten Halbzeit gedreht werden konnte. Am Ende hieß es daher 6:3 für Deutschland. Noch enger wurde das Spiel im Halbfinale. Gegen Russland stand es kurz vor Spielende 2:2, bis Jan Grünewald in letzter Sekunde den entscheidenden Treffer landete. Damit standen die U21-Herren im Finale der Mannschaft aus Großbritannien gegenüber, gegen die man im vergangenen Jahr bei der WM im Finale verloren hatte. Der erste Treffer ging auch sogleich an das starke Team von der Insel, und wiederum führte Jan Grünewald die Deutschen zum 1:1. Nach der Pause ging das nächste Tor wieder auf das Konto der Engländer, allerdings folgte dann der Ausgleich durch Svante May. Drei Minuten vor Schluss machte Großbritannien jedoch das 3:2 klar, das von den ambitionierten Deutschen nicht mehr herausgerissen werden konnte. Damit hieß es für die U21 dieses Jahr: Vize-Europameister. „Man ist voller Energie und zu allem bereit“, meint Svante May über das Spiel im Finale. Über den Ausgang des Spiels weiß er zu berichten: Es sei ein schwieriges Spiel gewesen. Und der Verlust des Titels sei dann doch mit Trauer verbunden. Aber überhaupt im Finale einer Europameisterschaft zu stehen: „Das ist das Größte.“